Fussball WM 2019
Falls Sie es nicht mitbekommen haben, im Juni/Juli 2019 war Fussball WM in Frankreich.
Den meisten Menschen in Europa ist leider nur die Männerfussball-WM 2018 in Erinnerung geblieben.
Das war schon immer so und ist deshalb auch heute noch so.
Warum sich der Fussball nur so schleppend durchsetzt, ist mit Fakten nur schwer zu erklären. Den im Fussball werden durchschnittlich mehr Tore geschossen, weniger gefoult, weniger geschauspielert und Hooligans im Fussball gab es bisher auch nicht. Als ob dies noch nicht genug wäre, im Männer-Fussball kosten auch die Tickets mehr und Rassismus und Homophobie sind fester Bestandteil des Männerfussballs.
Ich werde hier die wichtigsten Ereignisse der WM kurz zusammenfassen.
Die brasilianische Stürmerin Marta im Zweikampf-Duell gegen die englische Verteidigerin Alex Greenwood im Spiel England gegen Brasilien vom 27. Februar 2019 .
Skandinavien und USA
Im Gegensatz zum Männerfussball, wo vor allem patriarchalisch geprägten Länder wie Argentinien, Brasilien, Italien, Spanien, Portugal und Kroatien sehr stark sind, dominieren im Fussball vor allem die Staaten USA, Schweden, Norwegen und Dänemark.
Sowohl im Männerfussball wie auch im Fussball sind Deutschland, England und Frankreich sehr weit vorne.
Das Gruppenspiel zwischen Thailand und den USA ist ein Referenzspiel, was die weltweiten Unterschiede im Fussball aufzeigt. Während es in Thailand noch nicht einmal eine richtig professionelle Liga gibt, ist in den USA der Fussball längst ein Teil der nationalen Sporttradition geworden. Vor allem am College spielen viele Mädchen/junge Frauen Fussball. Im Gegensatz zu Europa gilt in den USA Fussball als eine Frauensportart. Weshalb Fussball nicht für Frauen geeignet sein soll, ist mir persönlich bis heute ein Rätsel.
Ada Hegerberg
Die norwegische Top-Spielerin Ada Hegerberg veranstaltete wohl das Highlight der ganzen WM, obwohl sie nicht einmal mitspielte. Seit 2017 spielte sie keine Spiele mehr für das norwegische Nationalteam, dies, weil in Norwegen den männlichen Spielern mehr Lohn ausbezahlt wurde, obwohl die norwegischen Männer im Männerfussball weniger erreicht haben, als die Frauen im Fussball.
Das Verhalten von Ada Hegerberg ist in meinen Augen sehr liberal. Der Fussballverband hat zu wenig Geld um die besten Spielerinnen zu halten und entsprechend rentiert es für die wohl beste Spielerin der Welt nicht mehr für Norwegen zu spielen.
Unterdessen bezahlt der norwegische Verband den Fussball-Spielerinnen und den Männerfussball-Spielern den gleichen Lohn (eine international einzigartige Regelung). Wieder spielen will Ada Hegerberg trotzdem nicht, eigentlich schade, aber da hätten die zuständigen Personen im norwegischen Fussballverband wohl besser im ersten Semester Wirtschaft aufpassen sollen, da hätte man nämlich gelernt, wie das so läuft mit Angebot und Nachfrage.
Das Hauptproblem ist, dass Spielerinnen freiwillig spielen, durch diese Freiwilligkeit wird die "unsichtbare Hand des Marktes" teilweise ausser Kraft gesetzt. Die Tatsache, dass man erst jetzt
anfängt Ressourcen in der Fussball zu stecken, lässt klar auf ein Marktversagen schliessen. In einer 100% liberalisierten Marktwirtschaft hätte man das Potential des Fussball schon lange
erkannt. Männerfussball rentiert nur dank der konservativen Grundstimmung innerhalb unserer Gesellschaft.
Bevor jetzt hier jemand aufschreit, dass ich ein Kommunist sei. Ich möchte hier klar stellen, ich fordere nicht eine Lohngleichheit für alle Spielerinnen und Spieler. Der Lohn soll durch
verschieden Faktoren bestimmt werden (Zuschauer-nachfrage, Erfolge, Rentabilität, Zukunftspotential). Die norwegische Fussballnationalmannschaft gehört zu den erfolgreichsten
Fussballnationalmannschaften der Welt. Sie ist die erste Mannschaft, die Europa- und Weltmeister sowie Olympiasieger werden konnte. Sie erreichte bei fünf von sieben Fussball-Weltmeisterschaften
mindestens das Viertelfinale und wurde 1995 Weltmeister. Im europäischen Vergleich konnte sie ab 1987 bei jeder Fussball-Europameisterschaft bis auf 1997 mindestens das Halbfinale erreichen und
wurde 1987 und 1993 Europameister.
Soviel zu den Norwegerinnen und jetzt dürfen Sie gerne, an einer Hand, die Erfolge der Herrennationalmannschaft aufzählen. Man hätte bei den Norwegerinnen schon viel früher investieren sollen, so wäre auch die Nachfrage der Zuschauer stärker gestiegen.
Weitere Gleichstellungsproteste im Fussball
- Die amerikanischen Spielerinnen haben gegen ihren Fussballverband eine Klage wegen Diskriminierung eingereicht. Sie fordern (finanzielle) Gleichbehandlung.
- Die Däninnen haben 2017 bei einem WM-Quali-Spiel gestreikt und damit eine Spielabsage erreicht. Der Verband reagierte und sprach mehr finanzielle Mittel für die Frauen.
Doch das grundlegende Problem bleibt: Solange die Nachfrage nach Fussball geringer ist als die Nachfrage nach Männerfussball, solange wird es auch Lohnunterschiede geben. Doch die nationalen Sportverbände sollten ein Interesse habe diese Lohnunterschiede so gering wie möglich zu halten.
Die Voraussetzung ist aber natürlich, dass die Leistung stimmt und dies ist bei vielen Frauenteams bereits der Fall!
Mindestens in folgenden Ländern müssten Massnahmen für eine bessere Entlohnung der Spielerinnen ergriffen werden:
Norwegen
Schweden
Dänemark
USA
England
Deutschland
Japan
Holland
Den in all diesen Ländern hat der Fussball bereits ein sehr hohes Niveau (auch im Direktvergleich zu den Männern) erreicht.
Sind eigentlich alle Spielerinnen lesbisch?
Nein, natürlich nicht. Aber selbst wenn alle Spielerinnen lesbisch wären, was würde das ändern?
Im Sport, genau wie auch in der Wirtschaft, sollte die Leistung zählen und nicht private Dinge wie eben die sexuelle Orientierung.
Aber kann es sein, dass es im Fussball eine überdurchschnittlich hohe Dichte an homo- und bisexuellen Spielerinnen gibt?
Das lässt sich nur schwer sagen, da es dazu zu wenig statistisches Material gibt.
Möglich wäre es aber, auffällig ist tatsächlich der relativ hohe Anteil an Spielerinnen die sich geoutet haben. Da im Frauenfussball Homosexualität kein wirkliches Tabuthema mehr ist, müsste die Dunkelziffer relativ tief liegen.
Insgesamt sind 36 Spielerinnen bei der WM öffentlich geoutet, privat sind es aber noch viele mehr. Bei den Männern ein absolutes Tabuthema, gehen die Frauen völlig offen mit der Homosexualität um. Vielleicht können die Männer in dieser Hinsicht noch etwas von den Frauen lernen. Das sich die Situation im Männerfussball bald ändert, ist nämlich nicht anzunehmen.
Entsprechend dürfte der Anteil an homo- und bisexuellen Frauen im Fussball bei rund 15% (+/- 10%) liegen.
Dies ist zwar doch etwas höher als im Gesamtdurchschnitt der Bevölkerung, aber noch lange keine Mehrheit.
In der Schweiz ist zum Beispiel die Top-Stürmerin Ramona Bachmann offen lesbisch.
Das Wohl bekannteste Paar dürfte Pernille Harder (Dänemark, UEFA Best Player in Europe 2018) und die schwedische Fussballspielerin Magdalena Eriksson sein.
Der Umgang mit Homosexualität ist im Männerfussball ein Tabuthema. Frauen haben hier deutlich weniger Probleme. Die Männer sollten hier dringendst nachziehen, wenn sie gesellschaftlich nicht abgehängt werden wollen.
Auch wenn hier beide mit einem Schweden Trikot fotografiert wurden. Pernille Harder (rechts) spielt für Dänemark und war hier nur als Fan ihrer Freundin anwesend.
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