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Weshalb Nazi-Vergleiche in einer konstruktiven Diskussion nichts zu suchen haben.

Nazi und Holocaustvergleiche hatten in den Jahren 2016 und 2017 Hochkonjunktur.
Falls gewisse Personen einen Fensterplatz in Geschichte hatten, hier eine kurze Zusammenfassung.
Der Nationalsozialismus ist eine antisemitische (Judenfeindliche), rassistische, antikommunistische und antidemokratische Ideologie. 
Im Jahre 1920 wurde die NSDAP (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei) gegründet, Adolf Hitler übernahm mit der NSDAP 1933 die Macht und wandelte die Republik in eine Diktatur um. 1939 löste der Überfall auf Polen den Zweiten Weltkrieg aus, der mehr als 60 Millionen Todesopfer forderte, dazu gehört auch der Massenmord von 6 Millionen europäischen Juden (Holocaust) und die bisher einzigen zwei Atombombenabwürfen zu Kriegszwecken.
Der Zweite Weltkrieg stellt den bisher grössten militärischen Konflikt in der Menschheitsgeschichte dar. 

Im Abstimmungskampf um die Durchsetzungsinitiative (DSI) der SVP wurde dieses Bild unter anderem von BDP Parteipräsident Martin Landolt veröffentlicht. 
Es zeigt ein Schweizerkreuz das sich schleichend in ein Hakenkreuz (Symbol der Nazis) verwandelt.
Darunter folgender Text:
1933: DEUTSCHLAND 
1948: SÜDAFRIKA
2016: SCHWEIZ

Rein objektiv betrachtet geht Martin Landolt davon aus, dass die Schweiz bei einem JA zur DSI in den nächsten Jahren ähnliche Kriegsverbrechen begehen wird wie die Nationalsozialisten von 1939 bis 1945.

Möglich wäre z. B. die Ermordung der rund 2 Millionen Ausländer*innen die in der Schweiz wohnhaft sind oder das die Schweiz eine Invasion in Österreich starten und somit den 3. Weltkrieg auslösen würde. 
Man muss kein*e Professor*in sein, um zu erkennen, dass die Schweiz auch bei einem JA zur DSI keine vergleichbaren Kriegsverbrechen begehen würde.
Es scheint offensichtlich, dass Herr Landolt nur zur "Nazikeule" greift, um zu provozieren und die Medienaufmerksamkeit auf sich zu lenken, sachliche Diskussionen werden unter solchen Bedingungen verunmöglicht. 
Theoretisch können solche Bilder auch als Relativierung der Nazi-Kriegsverbrechen gedeutet werden. Die Ausschaffung von kriminellen Ausländern würde somit gleichgesetzt werden wie die systematische Ermordung von unschuldigen Zivilisten. 

An dieser Stelle sei erwähnt das die FPÖ in Österreich, AFD in Deutschland und die SVP in der Schweiz häufig als Nazi-Parteien abgestempelt werden.
Wenn also Frauke Petry fordert die deutschen Grenzen notfalls (!) mit Waffengewalt gegen Flüchtlinge zu verteidigen, dann ist es durchaus erlaubt dies zu kritisieren. Es gibt ja auch sehr viele Argumente, die gegen das Erschiessen von Flüchtlingen spricht, wenn man aber sofort zur Nazi-Keule greift, wird eine sachliche Diskussion verunmöglicht und genau diesen Effekt nutzen populistische Parteien. Wenn jede*r, der sich kritisch gegenüber der Zuwanderung äussert, als Nazi bezeichnet wird, fühlen sich diese Personen von den gemässigten Parteien nicht mehr vertreten und werden somit eine Protestpartei oder eine radikalere Partei wählen. 

Das aktuellste Beispiel eines Nazivergleiches machte Jonas Fricker, der 2 Jahre für den Kanton Aargau im Nationalrat sass. Der Nationalrat sagte wörtlich:
"Sie kennen die Bilder, ja sogar die Dokumentarfilme aus Europa, die die unsägliche Massentierhaltung belegen, Transporte in den sicheren Tod. Als ich das letzte Mal so eine Dokumentation von Transporten von Schweinen gesehen habe, sind mir unweigerlich die Bilder der Massendeportationen nach Auschwitz aus dem Film "Schindler's List" hochgekommen. Ich kann nichts dafür, das ist einfach so passiert. Die Menschen, die dort deportiert wurden, die hatten eine kleine Chance zu überleben. Die Schweine, die fahren in den sicheren Tod."

Nur wenige Minuten später fügte er an:
"Ich möchte mich in aller Form für meinen unangemessenen Vergleich entschuldigen, den ich in meiner Naivität gemacht habe. Danke, dass Sie meine Entschuldigung annehmen. Sie kommt von Herzen." 

Der Vergleich ist rein objektiv betrachtet sogar wahr, ein Schwein überlebt ein Schlachthaus nie, hingegen gibt es tatsächlich Juden, die ein KZ überlebt haben. 
Eine solche Aussage darf man aber nicht rein Objektiv betrachten! 
Während Schweine getötet werden, um danach als Nahrungsmittel zu dienen, wurden Juden im Zweiten Weltkrieg rein aus politischen Motiven getötet. 
Weiter stellt sich die Frage, ob das Leben eines Tieres gegenüber einem Menschenleben gleichwertig ist und ob es gerechtfertigt ist andere Lebewesen zu töten, um sie danach zu essen. 
Oder darf man andere Lebewesen töten, um das eigene Überleben zu sichern.
Daraus entstehen die Gegenfragestellungen ob der Inlandtaipan (die giftigste Schlange der Welt (heimisch in Australien)) Menschen töten darf, um ihr Revier zu verteidigen (Jährlich werden rund 100000 Menschen durch Giftschlangen getötet) oder ob eine Python sich von Menschen ernähren darf?
Spätestens bei der Frage, ob eine Python ethisch/moralische betrachtet einen Veganer fressen darf und Hunde ein Anrecht auf einen Bundesratssi... Stop! Ende der Diskussion!
Behalten Sie Nazivergleiche für sich, suchen sich objektive Argumente und vermeiden Sie Aussagen, die als beleidigend wahrgenommen werden könnten. 

Quellen

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