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COVID-19: Kollateralschäden verhindern

COVID-19

In wenigen Tagen, am 11. Mai 2020, öffnen in der Schweiz wieder sehr viele Betriebe. Viele Menschen freuen sich wieder auf Ihre wohlverdienten Freiheiten. Doch eigentlich steigt jetzt das Risiko einer zweiten Pandemie-Welle?

In diesem Artikel versuche ich die Schäden, welche durch das Virus entstehen, mit den Kollateralschäden des Lockdowns zu vergleichen. 

Wer darf ab dem 11. Mai 2020 wieder öffnen?

  • Obligatorische Schulen (Kindergarten bis und mit Sekundarschule).
  • Restaurant.
  • Bibliotheken.
  • Museen.
  • Sporttrainings (max. 5 Personen) inkl. Fitnesscenter. Wettkämpfe sind weiterhin nicht erlaubt.
  • Musikunterricht.
  • Sämtliche Verkaufsläden. 
  • Hochschulen und höhere Berufsausbildung (aber nur bis max. 5 Personen).

Wer darf voraussichtlich am 8. Juni wieder öffnen?

  • Hochschulen und höhere Berufsbildung.
  • Zoos.
  • Schwimmbäder.
  • Kinos.
  • Theater. 
  • Treffen von über 5 Personen werden wieder erlaubt. 

Das Virus würde grosse Schäden anrichten, aber...

...gehen wir nicht langsam das Risiko ein, dass am Schluss der Lockdown sogar noch mehr Schäden anrichtet als das Virus selbst. Das Coronavirus ist sehr gefährlich, insbesondere für ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen. Ohne Gegenmassnahmen könnte das sich exponentiell ausbreitende Virus ohne Probleme mehrere Millionen Menschen weltweit töten. Nimmt man die Mortalitätsrate der Wissenschaftler des Imperial College in London von 0,66 Prozent (Studie von Ende März 2020 - auf Basis von Daten aus China) so könnten bei einer Weltbevölkerung von 7700 Millionen Menschen theoretisch bis zu 50.82 Millionen Menschen getötet werden. Die Tatsache, dass es sich um ein neuartiges Virus handelt, macht es aber extrem schwierig die Folgen der Pandemie abzuschätzen. Jedenfalls darf man auf keinen Fall vergessen, dass auch der Lockdown extreme Schäden an Wirtschaft, Gesellschaft und Demokratie anrichten kann. Diese Schäden wiederum können ebenfalls wieder Tote verursachen.

  1. Schäden an Wirtschaftskreisläufen könnten insbesondere in ärmeren Regionen der Welt zu Lieferengpässe von lebenserhaltenden Produkten führen. Hungertode und eine noch schlechtere Gesundheitsversorgung wären eine logische Folge davon.
  2. Die Angst vor der Globalisierung könnte zu neuen Handelskriegen führen und zu kompletten Zusammenbrüchen von ganzen Branchen führen. Länder wie Kroatien und Malte erwirtschaften 15% ihres BIP durch den Tourismus. Auch in Thailand, Jamaika und Island sind es zwischen 8% und 9%. Man stelle sich vor, die Anzahl Touristen würde über mehrere Jahre einbrechen... 
  3. Schäden an unseren "sozialen Strukturen" und längere soziale Isolation könnten zu höheren Suizidraten und zu einer Häufung von Häuslicher Gewalt führen.
  4. Schäden an unseren (und anderen) demokratischen Strukturen könnte zu Machtmissbrauch und geostrategischen Veränderungen führen, welche wiederum das Risiko von Kriegsausbrüchen erhöht. Gewaltsame Proteste und Kriege führen schnell zu mehreren hunderttausend Toten. 

Der Bundesrat versucht mit den Öffnungen die Kollateralschäden so tief wie möglich zu halten. Dies kann aber nur gelingen, wenn sich die Bevölkerung weiterhin an die Hygienemassnahmen hält und unnötige Kontakte verhindert. Fakt ist aber auch, selbst ein Lockdown über mehrere Jahre würde weniger Schaden anrichten als ein Coronavirus, welches sich frei ausbreitet. 

Auflistung aller potenziellen Kollateralschäden durch den Lockdown

  1. Rezession, insbesondere die Tourismus-, Gastro- und Veranstaltungsbranche werden massivste Einbrüche erleiden. Die wenigen Profiteure Medizin und Pharma, Online-Detailhandel, Softwarebranche) werden dies unmöglich ausgleichen können. 
  2. Schwächung der Demokratie. Diverse Grundrechte werden eingeschränkt (z.B. Versammlungsfreiheit) und Volksabstimmungen werden verschoben. 
  3. Verlangsamung des technischen Fortschritts.
  4. Verschärfung des Klimawandels.
  5. Vermehrte psychische Probleme in der Bevölkerung.
  6. Höhere Suizidrate.
  7. Vermehrte Häusliche Gewalt
  8. Inflation, falls gewissen Staaten auf die Idee kommen im grossen Stil Helikoptergeld gegen die Krise einzusetzen.
  9. Milliarden-Schulden, welche über Generationen wieder abgebaut werden müssen.

Profitiert jetzt die Umwelt vom Lockdown oder nicht?

Kurzfristig? ja. Langfristig? Nein.

Viele Menschen glauben, dass der aktuelle Zustand gut für die Umwelt ist. Dies ist zwar nicht ganz falsch, aber man übersieht viel Negatives im Hintergrund.

Es fängt schon nur damit an, dass wir nun deutlich mehr Kunststoffabfälle produzieren, namentlich durch medizinische Einwegprodukte oder das Menschen aufgrund der Pandemie vermehrt wieder vom umweltfreundlichen ÖV auf den motorisierten Individualverkehr umschwenken (um sich vor Krankheitserregern zu schützen). 

Die wirtschaftlichen Schäden werden dazu führen, dass wieder mehr Ressourcen in die Bekämpfung von Arbeitslosigkeit und Armut gesteckt werden müssen. Diese Ressourcen fehlen schlussendlich wieder im Umweltschutz. Wohlhabendere Industriestaaten werden dies vielleicht weniger tun, denn hier sind eher noch Ressourcen vorhanden, um den Umweltschutz voranzutreiben. Aber Entwicklungsländer und Industriestaaten mit hohen Verschuldungen werden vermutlich weniger Ressourcen in den Klimaschutz investieren. Gerade die steigende Staatsverschuldung stellt ein extrem grosses Problem dar, will man jetzt weiterhin Solaranlagen und Elektroauto finanziell unterstützen, so braucht es Steuergeld. Steuergeld das aktuell vor allem in die Arbeitslosenkasse fliesst. 

Der Kobra-Effekt bei den Airlines

Was beschreibt der Kobraeffekt?

Der Kobraeffekt

"Der Kobra-Effekt beschreibt das Phänomen, dass Massnahmen, die getroffen werden, um ein bestimmtes Problem zu lösen, dieses auch verschärfen können. Er wurde durch das gleichnamige Buch Horst Sieberts bekannt, in dem die Folgen falscher Anreize für die Wirtschaft dargestellt wurden. Umgangssprachlich wird auch von "Verschlimmbessern" gesprochen, womit das unbeabsichtigte Verschlimmern einer Ausgangssituation durch einen Versuch der Verbesserung gemeint ist.

Die Bezeichnung geht auf ein angebliches historisches Ereignis in Britisch-Indien zurück: Ein britischer Gouverneur wollte einer Kobraplage Einhalt gebieten, indem er ein Kopfgeld auf jedes erlegte Exemplar aussetzte. Scheinbar funktionierte das Konzept zunächst gut: Immer mehr tote Schlangen wurden abgeliefert. Jedoch wurde deren Anzahl nicht gemindert, da die Bevölkerung dazu überging, Kobras zu züchten und zu töten, um weiterhin von der Prämie zu profitieren.

Als das Kopfgeld nach einem gewissen Zeitraum wieder aufgehoben wurde, liessen die Züchter die Tiere frei, da sie keine Verwendung mehr für sie hatten, dadurch hatte sich dank (indirekter) staatlicher Förderung die Zahl der Kobras vervielfacht.

Der Kobra-Effekt ist ein Beispiel für eine unbeabsichtigte Fehlsteuerung aufgrund von Ausweichverhalten, einer der von Joseph Stiglitz angeführten Typen von Staatsversagen."




 

Sämtliche Staaten, welche aktuell Geld in ihre Airlines pumpen (oder zumindest Darlehen mit 0% Zins aussprechen) riskieren die Entstehung eines Kobra-Effekts. Die Flugbranche ist seit langem bekannt für ihre Nachfrage- und Angebotsschwankungen: Vulkanausbrüche, Währungsschwankungen, Terrorismus (11. September) und vieles mehr führen zu starken Einnahmeeinbrüchen bei Airlines. Trotzdem sind die Airlines nicht in der Lage natürliche Schwankungen auszugleichen. Warum sollten sie auch? Da die Flugindustrie eine systemrelevante Infrastruktur darstellt, kann man sie nicht Bankrott gehen lassen. Also springt der Staat ein und zerstört jeglichen Anreiz in Zukunft rentable zu fliegen, deshalb werden die Flugtickets wohl auch weiterhin so billig bleiben (hier sehen wir den Kobra-Effekt). In einer 100% liberalisierten Marktwirtschaft wäre das anders. Da ein Unternehmen das volle Risiko tragen muss, müsste es in Boomzeiten genügend finanzielle Reserven anhäufen, um auch eine Krise überleben zu können. Also ob das alles noch nicht genug Staatssubvention für heute gewesen wäre, so fordert der Staat auch weiterhin keine Steuern für Kerosin ein, während man bei Benzin und Diesel die bereits bestehenden Steuern sogar noch erhöhen will. Wenigstens sind Flugzeuge sicherer als Autos.

Quellen

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